4. Westwärts

Unser Plan, nach Osten ins Rote Meer zu segeln, wurde durch die damaligen Kriegswirren in Kuwait gestoppt und so wendeten wir unsere Nase wieder gen Westen.

Den Sommer 1991 segelten wir zurück in den Atlantik zu den Azoren. Den darauf folgenden Winter wollten wir bereits in der Wärme der Tropen verbringen und so steuerten wir über die Kanarischen Inseln Westafrika an. Wegen eines Sandsturmes und der daraus resultierenden schlechten Sicht wurden unsere Navigationskünste mit dem Sextanten auf eine harte Probe gestellt. Wir befuhren die Flüsse und Küsten Senegals und Gambias auf den Spuren der Sklavenschiffe und starteten am Morgen des 30. März 1992 von den Kap Verde Inseln zu unserer ersten großen Ozeanüberquerung.
Vor uns erstreckte sich der Atlantik: 2150 Seemeilen (ca. 4000 Kilometer) trennten uns vom nächsten Land, den Kleinen Antillen der Karibik. Trotz der scheinbar leeren Wasserflächen, hielten wir immer Wache, in der es vor allem galt, eine Kollision mit großen Schiffen zu verhindern. Diese dreistündigen Nachtwachen, bei denen immer einer von uns draußen im Cockpit saß, erwiesen sich als nass, kalt und äußerst anstrengend. Bei bewegter See wurde jede Tätigkeit (wie z.B. Kochen, Essen, Gang zur Toilette) unter Deck zur Akrobatiknummer und bei Sturm spielte sich das Leben nur mehr am Kajütboden ab.
Es war vor allem eine Reise durch unsere Gefühlswelt. Knapp 16 Tage alleine auf der endlos scheinenden Weite des Meeres. Die Dauer der Reise deckte die Länge der Entfernung auf natürliche Weise ab. Ich erinnerte mich an die Worte eines Segelfreundes, der einmal sagte: „Wenn Du mit dem Flugzeug reist, machst Du die Welt noch kleiner, als sie ohnehin schon ist. Wenn Reisen Erleben heißt, dann ist das Entscheidende die Geschwindigkeit mit der man unterwegs ist – mit einer kleinen Segelyacht bist Du ungefähr so schnell wie ein Jogger.“ 

Rauer Atlantik