3. Mare Nostrum

Wir segelten zurück ins Mittelmeer, wo ich mich in ruhigeren Gewässern an das Bordleben gewöhnte. Ich lernte rasch mit dem Schiff umzugehen und öffnete mein Herz für den unvergleichlichen Zauber des Segelns.

War ich zunächst einfach dem Mann, den ich liebte, gefolgt, entdeckte ich im Laufe der Zeit meine ureigenste Motivation, die sich wie von selbst mit der seinen deckte: Das einfache Leben in der Natur, die Freude an den Kleinigkeiten des Alltags, das Fehlen jeder Hetze, das Staunen über fremde Länder und Kulturen. Viele unserer Freunde hatten befürchtet, dass unsere Beziehung den Belastungen der Reise nicht gewachsen sein würde, doch sie irrten. Vielleicht war es sogar von Vorteil, dass wir an Land die Rollen im Zusammenleben noch nicht verteilt hatten. So konnten wir die Grundfesten unserer Partnerschaft an Bord errichten. Angepasst an die Erfordernisse, die das Leben auf See stellt.
Das Langzeitsegeln war nicht mit den Urlauben vergangener Jahre zu vergleichen, dafür wäre unser Geldbeutel zu schmal gewesen, aber ich bemerkte bald, dass Zufriedenheit ja nicht die Befriedigung aller Wünsche bedeutet. Je weniger Geld wir unterwegs ausgaben, umso länger konnten wir auf Reisen bleiben. So verzichteten wir gerne auf teure Restaurantbesuche, Souvenirs und kostspielige Marinaaufenthalte. Wir kochten lieber an Bord und ankerten in einsamen Buchten. Anstatt Geld auszugeben, versuchten wir, unsere Bordkassa aufzubessern und arbeiteten zwischendurch bei der Weinlese in Südfrankreich, pinselten Farbe auf andere Yachten oder nahmen gelegentlich gegen Bezahlung Rucksacktouristen zum Segeln mit.

Unter Spinnaker