Kids on board

22. Juli 2018 - Wir sind sieben an Bord. Vier Erwachsene, drei Kinder. 14 Füße auf 41 Fuß. Wahnsinn könnte man das nennen.

Oder Schnapsidee. Oder Herausforderung. Unsere neue Crew war noch nie zuvor auf einem Segelboot, besteht ihre Jungfernfahrt bei uns in Alaska. Meine große Sorge: Dass eines der Kinder über Bord fällt, ins kalte Wasser. Da ich grundsätzlich ein Angsthase bin, und zwar einer von der anstrengenden Sorte, würde ich unsere Jungmatrosen am liebsten Tag und Nacht mit Schwimmwesten sehen. Stolpern sie den Niedergang hinauf, ziehe ich sie ihnen sofort an. Komme mir dabei selber nervig vor. Doch Noah (11) und die neunjährigen Zwillinge Aurelio und Miriam sind begeistert - von allem: Von den bunten Schwimmwesten, vom Boot, vom Hafen, vom Meer. Vom Brummen des Motors, vom Setzen der Segel, vom Dingifahren. Von Eisbergen und einsamen Buchten. Jeden Abend machen die drei Katzenwäsche in unserem winzigen Bad und finden es megaspannend, in ihrer Koje zu schlafen. Sie gehen nach etlichen Partien Uno (Kartenspiel) ohne Murren ins Bett. Ganz anders als in Österreich, meint Karin, ihre Mutter. Es gibt auch keine Alternative. Um uns herum Wasser, kein Kinderzimmer voller Spielzeug, kein Fernseher, kein Computerspiel, kein Handyempfang. Kein Alltag.

Die junge Familie lässt sich schnell ein auf unser Zigeunerleben. Wir tuckern vor steilen Granitwänden zum LeConte Gletscher, wir beobachten Buckelwale im Frederick Sound, wir bleiben zwei Tage in der wenig geschützten Anan Bucht und bestaunen die Bären am Fluss, wir segeln über die Clarence Strait nach Thorne Bay und verstecken uns vorm Regen in Nomads Kajüte. Am Strand buddelt ein Grizzly nach Muscheln. Knapp vor unserem Bug taucht der Kopf einer Robbe auf. Lachse springen. Kinder freuen sich noch über Kleinigkeiten, sind leicht glücklich zu machen. Zum Beispiel beim Pflücken von Beeren oder beim Verschmausen von Kaiserschmarren. Und so leicht unglücklich. Wenn das Nutella-Glas leer ist, die Angelleine reißt, lange kein Fisch anbeißt oder der gemeinsame Törn in Ketchikan zu Ende geht.

Und ich habe meine Bedenken heruntergeschluckt, den Kindern Vertrauen geschenkt, damit sie Vertrauen in sich selbst gewinnen, damit sie mutig werden statt leichtsinnig, damit sie vielleicht sogar einmal segeln lernen wollen, damit sie sicher auf ihren Füßen stehen und nicht wackelig. Auf unserem schaukelnden Boot. Und im Leben, das noch vor ihnen liegt. Schön war´s mit Euch!

Im LeConte Gletscher-Fjord, der südlichste Tidewater Gletscher der nördlichen Hemisphäre.