Kapitänstörn

30. September 2018 - Neue Crew steigt an Bord und das Wetter spielt verrückt. Vollmond und Herbst-Sonnenwende bescheren uns Regen, Böen, Starkwind.

Das drückt auch in der Südsee aufs Gemüt.Tahiti zeigt sich zickig, schwül und nass. Das Mistwetter wird mit Hyperaktivität überbrückt. Flugs sind alle Messer an Bord geschärft, ein Bullenstander wird eingebunden, eine Halterung für die Küchenrolle gefunden, neue Befestigungsstropps zugeschnitten, ein großer Mistkübel gekauft, ebenso rote Tischsets und Kerzen für den Cockpittisch. Zweifelsohne - die neuen Mitsegler packen beherzt an. Hocheuphorisch könnte man unsere Stimmung zu Beginn des Törns nennen. Die Fallhöhe war vorprogrammiert.

Nur mit der Fock fliegen wir von Tahiti rüber nach Moorea und lassen uns dort vier Tage lang anregnen. Eine Böe jagt die andere. Es schüttet ohne Ende. Das Wasser in der Cooks Bay färbt sich schlammbraun. Nichts trocknet mehr, alles klamm. Die altbekannte südpazifische Konvergenzzone sitzt genau über uns, eigentlich sollte sie weiter im Süden ihre Launen ausleben.

Nach holpriger und sehr nasser Nachtfahrt landen wir im Tikehau-Atoll in den Tuamotus. Wir sind allesamt übermüdet, gleichzeitig aufgedreht. Vor dem Pearl Beach Resort wollen wir ankern. ..... Auf Wunsch der Crew ist diese Textpassage gelöscht.....
Abends in der Koje reflektiere ich und muss dabei immer wieder an das amüsante Buch vom leider viel zu früh verstorbenen Karl Vettermann denken. "Lauter Kapitäne, keine Matrosen". Genau daran erinnert mich dieser Törn.

Und manchmal weiß ich nicht, woher ich die Energie, die wir Tag für Tag in diesen Skipperjob pumpen, nehmen soll. Seit unserer Ankunft in den Tropen läuft mein Körper auf Sparflamme. Nach der langen Zeit in kalten Regionen bin ich die Hitze einfach nicht mehr gewöhnt. Die To-do-Liste wird auch nicht kürzer. Das Dingi verliert plötzlich Luft; die Backbordmaschine raucht weiß und spukt zu wenig Kühlwasser aus; die Batterien sind flach und können kaum geladen werden; ab und zu stoppt der Wassermacher von alleine; der Plotter verliert immer öfter die Position, ... Aber mit jeder gelungenen Reparatur verstehen wir mehr vom "fremden" Schiff. Und jeder der schon mal segeln war, weiß ja, dass der Weg das Spannende ist und das Ziel lediglich das Tüpfelchen auf dem i.

Rangiroa, 30. September 2018