Dutch Harbour, Aleuten

29. August 2017 – Beringsee. Bei Sonnenaufgang sichten wir Land! Vor Nomads Bug schälen sich hohe Berge aus den Wolken und werden immer dramatischer.

Als wir gegen Mittag in die Unalaska Bucht einfahren, lässt die Sonne grüne Hänge aufleuchten. Das also sind die Aleuten! Eine Kette von etwa 160 aktiven Vulkaninseln, die sich vom westlichsten Punkt der Alaska Peninsula über rund 1750 km bis in die Gewässer des russischen Kamtschatka erstreckt. Grandiose, atemberaubende Landschaft. Unfassbar schön. Aber noch unfassbarer ist, dass wir hier angekommen sind, mit unserem Segelboot. Es hat zwei Sommer und ein paar tausend Seemeilen gedauert, um von Grönland durch die Nordwestpassage hierher zu gelangen. »You came over the top of the world!« meint Wade, unser Stegnachbar in Dutch Harbour.

Wir sind auf den letzten Spuren einer seemännischen Vergangenheit gereist und über die letzten unkartierten Seekarten geglitten. Wir haben gefroren und uns in der geheizten Kajüte versteckt, wir haben gelacht und geflucht, gestaunt und uns vorm Packeis im Nebel gefürchtet. Wir, die wir müde waren und manchmal überwach. Wir, die wir uns in Cross Island wegen zehn Eisbären nicht an Land trauten. Wir, die wir wirklich dort waren. Kudi, nahezu immer umtriebig und jovial, mein Bild aber ist, wie er in Nash Harbour silberne Lachse aus dem Fluss fängt. Andi, unsere Späherin, die jeden Wal, jeden Vogel, jedes Seezeichen, jedes andere Schiff als erste entdeckte. Und Wolf, unser Kapitän, der uns souverän in jede Bucht und in jeden Hafen navigierte. Was wir erlebt haben in den letzten beiden Sommern in der Arktis, ist in unserer überschnellen Welt völlig unbedeutend. Aber für uns war es das Abenteuer unseres Lebens. Wir wissen jetzt, wie es sich anfühlt, durch die legendäre Nordwestpassage zu segeln. Und haben nichts vorzuweisen als strahlende Momente, bleibende Eindrücke und grenzenlose Dankbarkeit.

Die nächsten Wochen wollen wir uns an der aberwitzigen Schönheit dieser wilden Inseln und schneebedeckten Vulkangipfel erfreuen und hoffen, dass der Herbst in Alaska noch etwas auf sich warten lässt ...