Tuktoyaktuk

29. August 2016 – Wie lange sind wir nun schon in der Nordwestpassage? Sechs Wochen? Sechs Monate? Wir wissen es nicht mehr, wir müssen nachdenken.

Es tut gut, ohne die Zeit auszukommen, soweit dies möglich ist und soweit man sich darauf einlässt. Letzte Nachtfahrt dieser Saison. 200 Seemeilen von Summer´s Harbour nach Tuktoyaktuk. Eine grüne Beaufort See, blauer Himmel, dazu strahlende Sonne, ein gutmütiger Wind aus Ost und eine traumhaft helle Mondnacht. Exakt das, wovon Segler in diesen Breiten nur träumen können. Vor Nomads Bug entfaltet sich der arktische Spätsommer.

In Tuk, wie Tuktoyaktuk von den Locals genannt wird, werden wir überrascht: Es grünt! Endlich wieder Gras und Büsche! Was für ein Anblick nach der kargen Mondlandschaft. Am Strand der gegenüberliegenden Insel türmt sich Treibholz in dieser baumlosen Gegend. „Schwemmt der Mackenzie River an“, erfahren wir von Ian im Supermarkt.

In Tuk wird gepackt. Andi und Kudi, unsere lieben Reisegefährten, verlassen uns hier. Wir begleiten sie zum Mini-Flughafen, umarmen uns, winken, dann sind sie fort! Wie ich Abschiede hasse. Wir danken Euch für die tolle gemeinsame Zeit, für Eure Motivation, Euren Optimismus und Humor und dass es solche wie Euch gibt auf dieser Welt.

In Tuk fällt die Entscheidung: Wir segeln heuer nicht mehr weiter, wir wollen das Glück nicht überstrapazieren. Denn über 2000 Seemeilen trennen uns noch von einem möglichen Winterlager im Golf von Alaska. Dazwischen liegt die sturmgeplagte, herbstliche Beringsee. Stattdessen schwenken wir in den Mackenzie River und wollen Nomad in Inuvik an Land stellen. Es erscheint uns unwirklich, überhaupt so weit gekommen zu sein. Unsere kühnsten Träume sind Realität geworden. Neue Perspektiven haben sich geöffnet, Sichtweiten verschoben. Begriffe wie groß und klein, nahe und weit weg, möglich und unmöglich sind völlig auf den Kopf gestellt worden. Dafür sind wir dankbar und demütig.