Schlammpackung

15. September 2016 – Vier Monate ohne Pannen durch die Arktis – und in letzter Sekunde wäre fast noch einiges schief gelaufen.

Nomad zeigt sich äußerst widerspenstig, als sie aus ihrem Element gezogen wird. Die Räder des Trailers, auf dem sie leidlich steht, bleiben immer wieder an der Stufe des Rampenendes hängen, selbst zwei schwere Baumaschinen können den Widerstand nicht überwinden.

Also müssen wir es ohne Rampenhilfe am schlammigen Ufer des Mackenzie River probieren. Der Slipwagen steht bedenklich schief und beginnt langsam aber sicher im Matsch zu versinken. Werftchef Kurt ruft uns zu, dass wir mit vollem Karacho auf den Trailerwagen auffahren müssen, sonst klappt es nicht. Starker Querstrom versetzt jedoch Nomads Heck und als Draufgabe wickelt sich eine Leine, die wir nicht schnell genug einholen, um die Schraube! Mit einem Knall stoppt die Maschine und wir sind manövrierunfähig! Jetzt sitzen wir wirklich in der Sch....! Bange Frage: Hat das Getriebe überlebt? Egal, wir müssen was tun. Wolfi zwängt sich in den Neoprenanzug und taucht ins kühle Flusswasser. Sicht null! Tastend schneidet er die Leine vom Propeller. Dann schicke ich ein Stoßgebet zum Himmel, starte die Maschine und lege den Rückwärtsgang ein. Halleluja - alles funktioniert!

Beim dritten Versuch an einer geeigneteren Uferstelle steht der Slipwagen wieder zu wenig weit im Wasser. Verdammt, wir müssen hier irgendwie rauskommen. In wenigen Wochen friert der Fluss zu! Energisch fährt Wolfi mit Vollgas auf den Trailer, schiebt Nomad so weit wie möglich rauf - und dabei zerbröselt die Logge! Kurt hat vor dem Radlader noch einen Bagger gespannt und endlich wackelt Nomad Zentimeter um Zentimeter durch den Gatsch an Land. Rumpf, Deck, Leinen, Fender strotzen vor Schmutz und Dreck, ebenso unsere Kleidung und Stiefel. Habe ich schon erwähnt, dass es hier keinen Wasseranschluss gibt und auch keine Dusche und kein Klo. Wie sollen wir Nomad je einwintern und zu Saisonbeginn wieder auf Vordermann bringen? „Im Frühling versinkt man hier bis zu den Knien im Schlamm“, witzelt John, der seit einigen Jahren in Inuvik lebt. Als Wolfi mein verzweifeltes Gesicht sieht, meint er aufmunternd: „Nächstes Jahr suchen wir uns eine ganz normale Werft mit Travellift!“

Bild: Northwind Marine Yard, Inuvik, Nomads Winterlager 2016/2017

P.S.: Natürlich schneit es am Tag unserer Abreise!