Über Seekrankheit und Faschingskrapfen

12. Februar 2018 - " Du darfst dich nie gehen lassen", sagte meine Mutter immer zu mir. "Schau auf dich, kauf dir ab und zu was Neues."

Sie war der Meinung, dass Kleidung die Intaktheit des Selbst widerspiegele. An ihre Worte muss ich oft denken, wenn ich bei Ozeanüberquerungen erschöpft oder seekrank in die Koje falle. Zu müde, um mich noch zu waschen. Nach drei Stunden Freiwache hocke ich wieder im Cockpit, in derselben stinkenden Unterwäsche, im selben alten Pulli. Wolf zeigt mehr Disziplin, er hat sich noch nie mit dem Ölzeug in die Koje geschmissen. Ich schon.

Liege ich aufgebahrt in der feuchten Koje, drücke ich oft einen Teddybären an mich. Wenn mich jemand fragt warum, antworte ich: Sentimentalität. Eins schönes Wort mit singendem Klang. Diesen Teddy hat mir Wolf vor langer Zeit geschenkt, damit verbinde ich Jahre der Unbeschwertheit und das Lebensgefühl als junge Frau, das Leben noch vor mir zu haben. Die schönen Erinnerungen vertreiben dann oft meine Seekrankheit.

Aber zurück ins Jetzt. Telefonat mit einer lieben Freundin. "Mir geht es fantastisch, Doris. Ich trinke drei Liter Wasser pro Tag und esse zwischen den Mahlzeiten nichts mehr. Zweimal die Woche gehe ich in Yoga, um meinem Körper Gutes zu tun. Wenn ich Bier trinke, was selten vorkommt, dann eines ohne Alkohol." Nach dem Gespräch bin ich komplett durcheinander. So asketisch habe ich noch nie gelebt. Bisschen schlechtes Gewissen. Aber was ist eigentlich mit den köstlichen Dingen, die es allein deshalb gibt, um sie einfach zu genießen. Wie zum Beispiel Popcorn oder Rumkugeln im Kino? Flaumige Krapfen und ein Glas Sekt am Faschingsdienstag? Darf ich das? Ich glaube schon. Ich falle hoffentlich nicht gleich tot um.

Euch allen einen ausgelassenen Faschingsausklang und eine wackere Fastenzeit!

Rauschefahrt über den Atlantik, in 15 Tagen von den Kap Verde Inseln in die Karibik