Jäger und Sammler

07. Jänner 2018 - Bei jedem Jahresauftakt beschleicht mich das Gefühl, dass ich ausmisten sollte: das Bücherregal, den Abstellraum, den Kleiderschrank.

Ich gehe eigentlich selten shoppen, dennoch ist unsere Mini-Wohnung voll, sie platzt aus allen Nähten. Kein Wunder, ist sie doch nicht nur Basislager und Büro, sondern auch Wohlfühlort und unser Rückzug in Österreich. Ausrangierte Dinge unterteile ich in drei Kategorien: "Kann bleiben", "Kann eventuell bleiben" und "Weg damit".

Unter "Weg damit" kommen zum Beispiel kaputte Kleidungsstücke mit Löchern oder solche, die ich nicht einmal mehr am Boot tragen würde. Manchmal passiert es, dass ich CDs oder Bücher im Moment des Aussortierens plötzlich wieder super interessant finde, dann lege ich sie zurück ins Regal, wo ich sie erfahrungsgemäß weitere drei Jahre nicht beachten werde.

Auch auf unserem schwimmenden Zuhause starten wir jede neue Saison mit einer großen Entsorgungs-Aktion, arbeiten uns dabei meist durch unser Ersatzteil- und Werkzeuglager. Am liebsten trennen wir uns von schweren Dingen. Oder von solchen, die wir um den Erdball gesegelt und nie gebraucht haben. An Bord fällt uns das Wegwerfen von Dingen extrem schwer. Denn kaum gibt man etwas her, braucht man es im nächsten Augenblick. So erlebt mit einem großen Moskitonetz, mit Ersatzpaddeln fürs Kajak, mit Kanistern, mit diversen Seekarten und nautischen Reiseführern. Oder mit dem Ersatzmotor für die Lofrans-Ankerwinde, den wir in Vanuatu unserem Schweizer Schwesternschiff überreichten. Zwei Tage später gab die Ankerwinsch den Geist auf! Kleinlaut tuckerten wir mit dem Dingi zu den Nachbarn und fragten beschämt, ob wir den Elektromotor wieder zurück haben dürften.

Was schließt Ihr daraus? Genau, wir zählen eher zu den Jägern und Sammlern, wir trennen uns nur mühevoll von Dingen und den Ersatzpropeller behalten wir  auf alle Fälle!

Vor Anker in Formentera, Balearen, Mittelmeer