Zwischen den Jahren

26. Dezember 2017 - Nun ist Weihnachten vorbei. Die Kerzen sind erloschen. Das Fest der Feste gehört wieder der Vergangenheit. Zumindest für ein Jahr.

Feiern wir Weihnachten in Österreich gibt es immer die Diskussion Christbaum ja oder nein. Für Wolf ein unentbehrliches Ritual, für mich kitschige Tradition. Nach langem Hin und Her kaufte ich heuer erst am 23. Dezember einen Christbaum. Als ich stolz mit dem Bäumchen nach Hause kam, meinte mein Kapitän: "Die haben Dir einen "Buschen" angedreht! Mehr breit als hoch." Wir drehten und wendeten den "Buschen", stutzten ihn zurecht und putzten ihn auf. Am Heiligen Abend lag Wolf mit Fieber im Bett. So wurde es tatsächlich eine stille Nacht, wir sagten alle Familieneinladungen ab. Wir aßen gemeinsam Fisch, tranken dazu Weißwein und schenkten einander Bücher. Wir entgingen nur knapp einer Vanillekipferl-Vergiftung und schworen mit Indianer-Ehrenwort, Weihnachtskekse nie wieder anzurühren.

Über die Feiertage schrieb ich den ersten Teil unseres neuen Buches fertig, jetzt begebe ich mich gedanklich ins Herz der Nordwestpassage. Krankensessel Wolf wühlte sich tapfer durch hunderttausend Fotos und überholte mich, zumindest was die Geographie betrifft: Er segelt bereits durch die Beaufort See.

Greetings from the past - ein Email von Beverly und Louie ließ uns das Zeitrad zu unseren Segelanfängen zurückdrehen. Weihnachten 1990, Monastir, Tunesien. Die beiden feierten dort ihre geglückte Weltumsegelung, und wir hingen an ihren Lippen und träumten von fernen Horizonten. Nach Jahrzehnten der Funkstille entdeckten sie uns im Cyberspace und Überraschung: Die beiden leben heute in Homer, Alaska, nicht weit entfernt von Seward, wo unsere Nomad derzeit überwintert. Nun können wir es kaum erwarten, bald wieder in Alaska zu sein.

Viele Weihnachten verbrachten Wolf und ich unterwegs auf Reisen. Am feierlichsten ging es 1995 in Kosrae, Mikronesien zu. Der letzte König von Lelu lud uns zum Erdschweinderl-Essen ein und zupfte das hawaianische Weihnachtslied Mele Kalikimaka auf der Gitarre! Das fröhlichste Fest feierten wir 2002 in Puerto Madryn, Argentinien, wo die Menschen die ganze Nacht durchtanzten. Am beschaulichsten erlebten wir Weihnachten 2014 auf den Bahamas, im Türkis der Lagune von Staniel Cay.

Die stille Zeit zwischen den Jahren genieße ich ungemein, die könnte ruhig ein bisserl länger anhalten. Und ich wünsche mir, dass ich die momentane Harmonie und Gelassenheit mitnehmen kann ins unverbrauchte neue Jahr.

Euch allen ein Prosit 2018 und einen Himmel voller Glückssterne!

Türkise Lagune vor Staniel Cay, Bahamas, Dezember 2014