Reparaturtörn

16. September 2018 - Wir sind nicht zum Spaß in der Südsee, in Französisch Polynesien. Auf Inseln mit Palmen, Riffen und blaugrün funkelndem Ozeansaum.

Wir sind hier, weil wir wissen wollen, wie Segeln mit Gästen auf einem anderen Boot geht. Aber der Reihe nach.

Chappe, ein 47 Fuß Katamaran vom Typ Catana empfängt uns in Bora Bora, ebenso kräftiger Maramu, Südostwind der üblen Sorte. Der klingt so gar nicht nach sanftem Ferienrauschen. Durch den Teavanui Pass, eine schmale Lücke im Riff, gelangen wir in den offenen Pazifik. Die Wellen rollen nicht im Takt, sie rempeln und brüllen von allen Seiten. Schnell wird es interessant für mich. Allen Prophezeiungen zum Trotz, dass ich auf einem Kat niemals seekrank werde, liege ich bereits nach einer Stunde erschöpft am Cockpitboden. Chappe stampft und stöhnt gegen Wind und Welle. Die eckigen, bockigen Schiffsbewegungen sind derart ungewöhnlich für uns, dass sogar Wolfi ins Taumeln gerät. Bei der Ansteuerung von Raiatea thront wie ein Mahnmal eine Yacht hoch und trocken am Riff. Ein schrecklicher Anblick. Ich wundere mich über die herbe Begrüßung nach 12 Jahren Südsee-Abstinenz.

Skipper Georg, der uns das Schiff für die nächsten zehn Wochen überlässt, muss früher heimfliegen als erwartet, so bleiben uns nur 24 gemeinsame Stunden, um Tricks, Kniffs, Eigenheiten des Bootes kennenzulernen. Kurzum: Es wird ein Sprung ins kalte Wasser. Ich bin etwas überfordert, was das Putzen des großen Schiffes betrifft, wie ich mit all der Technik umgehen soll, wie ich den Wassermacher starte oder wie ich bei Ankerliegern vorbeisteuern soll, wenn die Sicht backbord voraus komplett vom Kajütaufbau verstellt ist. Ebenso verwunderlich, dass wir fürs Setzen des Großsegels 20 Minuten brauchen, auf Nomad schaffe ich das alleine in zwei Minuten. Für Katprofis wahrscheinlich ein Klacks, für mich purer Stress.

Startschwierigkeiten. Wasser im Getriebeöl - verursacht durch kaputte Simmerringe - bedeutet, dass Chappe gleich zum Auftakt aus ihrem Element gehoben werden muss. Bei dieser Gelegenheit tauschen wir auch die ausgeschlagenen Ruderlager. Unsere geduldigen sieben Mitsegler mieten sich derweil ein Auto, um Raiatea zu erforschen. Wolfi und ich erforschen Chappes Unterwasserschiff. Die Burschen von der Charterbasis arbeiten flink, fast ein bisschen zu flott, denn sie gießen in einen Motor zu wenig Getriebeöl und in den anderen zu viel. Weiters montieren sie die Schubstange des Backbordruders viel zu tief, sodass dieses beim ersten Segelmanöver bereits nach einer Viertelumdrehung des Steuerrades blockiert.

Wolfi und ich werden laufend mit neuen Problemen konfrontiert, die wir von Nomad nicht kennen. Beim Raufkurbeln des Beibootes fliegen mir die Kugellager der Winschkurbel um die Ohren. Jetzt gibt es nur noch eine Kurbel an Bord. Der Großschotschäkel ist derart verbogen, dass wir ihn nur mit einem Hammer zuklopfen können. Wir vermissen Bändsel, genügend Leinen, Schäkel, etc. an Bord. Dass der Propeller vom Außenborder kaputt geht, ist vermutlich Verschleiß. Auch dass der Verschluss des Dingis leckt und falsch rum montiert ist, zählt zu einer der vielen Überraschungen.

Das Beste der ersten zwei Wochen Südsee mit "fremden Boot" sind unsere verständnisvollen, lustigen Mitsegler. In kurzer Zeit haben wir voneinander mehr erfahren als von langjährigen Freunden zu Hause. Und wie immer auf Reisen lasse ich auch auf diesem Törn etwas von mir zurück und nehme doch mehr mit, als ich vorher besessen habe.

Tahiti, Marina Taina, 16. September 2018

Abendstimmung in Huahine, es ist noch immer so schön hier!