Neue Pläne

22. August 2018 - Ich mag den Fluss des Reisens mehr als jedes Ankommen. Nun sind wir aber angekommen. Auf Vancouver Island.

Und hier werden wir die heurige Segelsaison mit Nomad auch beenden. Für unser treues Schiff haben wir einen Landliegeplatz in der Canoe Cove gefunden. Die Reise begann Anfang Mai dieses Jahres im dichten Schneegestöber, jetzt ankern wir bei warmen Temperaturen und unter einem sattblauen Himmel vor Sidney Spit. Ich will eigentlich nicht, dass sich dieser Sommer bereits in die Vergangenheit stiehlt, hat er nicht gerade erst begonnen? Staune wiedermal, wie schnell die Zeit verflog. Von Seward in Alaska nach Sidney in British Columbia. Das ging sich in knapp vier Monaten gut aus. 2150 geloggte Seemeilen ließen wir in unserem Kielwasser, legten die verwinkelte Strecke - bis auf die Überquerung des Golfs von Alaska - in Tagesetappen zurück. Gefühlt - ständig auf Achse.

Der Quell unserer Ruhelosigkeit: Wir fliegen Ende August über den halben pazifischen Ozean von Vancouver nach Französisch Polynesien, skippern 10 Wochen lang einen Katamaran in den Gesellschaftsinseln und den Tuamotus. Derzeit lodert ein Dauerfeuer in unseren Köpfen: Wird am "fremden" Boot alles funktionieren? Der Wassermacher zum Beispiel? Meist werden wir zu neunt an Bord sein und höchstwahrscheinlich viel Wasser benötigen. Gibt es ausreichend Werkzeug am Schiff? Von Nomad kennen wir jede Schwachstelle und jede Ecke. Fast alles auf unserem 30-jährigen Schiff haben wir bereits selbst repariert. Die richtige Zange, den passenden Bohrer finde ich selbst mit verbundenen Augen. Wir segelten in den letzten drei Jahrzehnten zwar zig tausende Seemeilen - aber immer nur auf unseren eigenen Booten. Acht Jahre lang mit Susi Q, seit 2002 auf Nomad. Werden wir ein Gefühl fürs Katsegeln entwickeln? Sind gespannt, wie es sich anspürt, für ein anderes Schiff, nicht das eigene, verantwortlich zu sein.

Bin froh, noch ein paar Tage vor Anker verbringen zu können, bevor Nomad aus dem Wasser kommt. So gern ich vagabundiere, so schön ist es auch, irgendwo zu bleiben. Und die Landzunge vor Sidney Spit eignet sich dafür hervorragend. Das Beste daran: weitläufige Sandstrände, Seehunde, Graureiher. Ich mag Strände sehr. Nicht zum Sonnen, mehr zum Spazieren, zum Muschelsuchen, zum Nachdenken. Der gestrige Sonnenuntergang am Strand war überirdisch. Als hätte jemand mit dem Weichzeichner über den Himmel gewischt. Pastellfarben verliehen dem Ankerplatz etwas Zärtliches, Beruhigendes. Diese wertvollen Hier- und Jetzt-Momente. Davon gab es diesen Sommer reichlich. Und dafür bin ich mehr als dankbar.

Sidney Spit vor Vancouver Island