2. kalt - warm

Das Nomadenleben auf See beschert uns unheimlich viel Freiheit. Wir sind unabhängig von Transportmitteln, von touristischer Infrastruktur.

Wir können fast überall auf der Welt in einer Bucht ankern oder in einem Hafen festmachen - und sind zu Hause. Diese Freiheit erfordert natürlich ein paar Dinge, um die wir uns kümmern müssen. Wo bekommen wir zum Beispiel in Grönland Wasser für unsere Tanks? Haben wir genügend Diesel, Wasser, Lebensmittel für die Atlantiküberquerung gebunkert? Wie lange darf unser Boot in den USA bleiben? Finden wir den ersehnten Ersatzteil? Und wenn nicht, wie lange dauert der Versand aus Österreich? Springt unser Motor bei einer Wassertemperatur von einem Grad überhaupt an? Und wo zum Teufel soll ich all die Wäsche waschen? In der Kälte? Mit so wenig Wasser? Die verzweifelte Suche in Nuuk nach einer Mischbatterie fürs Waschbecken ließ uns wahrscheinlich mehr von Grönland spüren als der Besuch des Nationalmuseums. Und natürlich wurden wir hin und wieder an die Grenzen unserer Geduld geführt, doch im Rückblick sind gerade die kleinen, unscheinbaren Erlebnisse die wertvollsten der ganzen Reise.

Als Wolf und ich in Paamiut, Grönland ankamen, drückten wir uns fest aneinander. So lange hatten wir diese Idee, diesen Traum verfolgt, so lange hatten wir gewünscht und geglaubt und geplant und gemacht. Und nun waren wir tatsächlich hier, an diesem unwirtlichen Fleckchen Erde. Warum macht man so etwas? Warum nimmt man solche Strapazen auf sich. Abenteuerlust? Faszination Eis? Neugier? Das ganze Drumherum ist viel zu risikoreich, als dass man so etwas nur aus einer Laune heraus tut. Heute bin ich froh, dass wir uns auf dieses kalte und nasse, auf dieses stürmische Abenteuer eingelassen haben ...

Mehr über diese fantastische Reise in unserem neuen Buch: SO WILD WIE DAS MEER

Ewigkeisfjord, Westküste Grönland