7. Zurück im Atlantik

Atlantik, letzter Ozeangigant dieser Reise. Anfang April 2009 rauer Start von Kapstadt mit Kurs auf St. Helena.

Keine Ahnung, wann ich das letzte Mal so fürchterlich unter der Seekrankheit litt, vielleicht bei meiner Jungfernfahrt vor 20 Jahren. Dafür purzelten die Meilen - nur elf Tage zu Napoleons Exilinsel. In der James Bay schaukelte Nomad wilder als draußen auf See. Wie Tarzan und Jane schwangen wir uns beim Anlanden auf Haltetauen vom Beiboot auf den Kai. 700 Meilen weiter hatte uns der Schwell des Südatlantiks immer noch im Griff. Ascension, dieses ins Meer gefallene Stückchen Mond, wies uns ab. Meterhohe Brandung erstickte jeden Gedanken an Landgang im Keim. Also weiter. Schwächelnder Passat ließ uns viel zu früh in die windstille Zone gleiten. Meter für Meter quälten wir uns eine Woche lang mit flappenden Segeln Richtung Äquator. „Wenn das so weiter geht, brauchen wir noch fünf Wochen zu den Kap Verden!" kalkulierte Wolf und schmiss entnervt die Maschine an. Nach zwei Stunden setzte sich die Vernunft durch. Der Ozean war einfach viel zu groß für unseren Dieseltank. Nach 25 Tagen erreichten wir endlich die Insel Santiago; mit zerrissenem Großsegel und kaputtem Getriebe.

Genau vor dieser Insel kreuzten wir unsere Kurslinie von 2002 und hatten somit zum zweiten Mal die Welt umsegelt. Die Zeit wie ausgelöscht, als wären wir erst gestern gestartet. Ein Blick in den Spiegel: Die Reise ist nicht spurlos an uns vorüber gegangen war. Meine ersten graue Haare, ein Spinnengewebe von Falten in unseren Gesichtern. Zeugen peitschender Stürme und erbarmungsloser Sonne. Spuren von Angst und Freude, von Staunen und Begreifen.

 

Äquatorzone, in der Weite des Atlantiks, Mai 2009